Jakob Schwegler, del. Eglin, 1840.
1816 eröffnete in Küssnacht mit dem «Goldenen Adler» das erste Seehotel am Vierwaldstättersee. Im gleichen Jahr nahm auch das erste Berggasthaus der Schweizer Alpen auf Rigi Kulm seinen Betrieb auf. Beide markieren den Beginn einer neuen Ära des Aussichtstourismus in der Region und in der ganzen Schweiz.
Bereits im 15. Jahrhundert hatte Küssnacht mit der Beherbergung der katholischen Tagsatzung im Gasthof Engel Gastgeberqualitäten bewiesen. Später gehörte es dank Gesslerburg und Tellskapelle für ein historisch interessiertes Publikum zu den Fixpunkten einer Schweizerreise. Vom Rigi-Boom im 19. Jahrhundert profitierte Küssnacht jedoch weit weniger als Weggis oder Vitznau. Als Antwort auf die Krise des Nobeltourismus und auf den neuen Auto- und Wochenendtourismus plante man in Küssnacht in den 1930er-Jahren eine Zufahrtsstrasse zur Rigi, die allerdings dank dem Veto von Naturschützern nie gebaut wurde.
Johann Jakob Sperli, 1840 © Staatsarchiv Schwyz
Küssnacht liegt in einem traditionellen Obstbau- und Milchwirtschaftsgebiet, das geprägt ist von Einzelhöfen mit grossen Weidearealen und alten Baumbeständen. Seit Jahrhunderten liefern die hiesigen Bauern ausser Obst und Gemüse vor allem Milch und Milchprodukte in die nahen städtischen Zentren.
Noch bevor die Milchwirtschaft Ende des 19. Jahrhunderts das Schweizer Mittelland eroberte, wies Küssnacht einen überdurchschnittlich hohen Bestand an Milchkühen aus. Bereits im 15. Jahrhundert hatten sich hier die Bauern von Selbstversorgern zu marktorientierten Milch- und Butterproduzenten gewandelt. Früher als anderswo ergänzten rund um Küssnacht schon im 18. Jahrhundert Talkäsereien die traditionelle Käseherstellung auf den Rigi-Alpen. Mit der Eröffnung der Kondensmilchfabrik in Cham 1866 und der Weichkäsefabrik Baer in Küssnacht 1922 fanden die Bauern zusätzliche Absatzkanäle für ihre Milch.